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Betrachtungen zum Strukturwandel der Lausitzer Wirtschaftsregion

In der Vergangenheit basierte die regionale Wirtschaft im wesentlichen auf den vorhandenen natürlichen Ressourcen, wie Braunkohle, Tone, Glassande und Holz. Je nach Ressource entwickelten sich die entsprechenden Industriezweige.

Die Produkte der Glas- und Keramik-Betriebe und der Holzverarbeitung unterlagen seit Anfang an dem Bedarf am Markt - mit Abweichungen in der DDR-Periode, sodass nach 1990 mit Wirkung der Marktwirtschaft in diesem Bereich ein regelrechter wirtschaftlicher und demografischer "Strukturbruch" entstand, der bis heute wirksam ist.

Anders verhielt es sich mit der vorhandenen Energiewirtschaft, die auf dem Abbau und der Verstromung der heimischen Braunkohle beruht. Zwar wurden durch Ausgliederungen/Privatisierungen die innerbetrieblichen Strukturen der Kraftwerke und Tagebaue verändert, aber die Stromerzeugung im vollem Umfang erhalten. Der Industriestandort, Deutschland, konnte damals nicht und in naher Zukunft auf die in der Lausitz installierte Kraftwerksleistung verzichten. Die hier genannten "innerbetrieblichen Veränderungen" im Instandhaltungssektor, im Rohrleitungs-, Stahl- und Anlagenbau, eliminierten ganze Fachgruppen am Kraftwerks- und Tagebaustandort und in der Region.

In der zur Zeit überhitzten Diskussion zur "Energiewende" sollte nicht vergessen werden, dass der in Deutschland und global erreichte Wohlstand der heutigen Menschheit im Wesentlichen auf der Grundlage der Verstromung fossiler, grundlastfähiger Energieträger erfolgt ist. Die Sicherstellung der Energieerzeugung ist eine nationale und globale Zukunftssicherung. Oft wird dabei nicht berücksichtigt, dass der Energiebedarf nicht nur aus Elektroenergie, sondern unbedingt auch aus Wärmeenergie besteht.

Beim sogenannten Strukturwandel werden durch Ausstiegsszenarien noch voll produktionswirksames Anlagen- und Humankapital, das über Jahrzehnte von der deutschen Gesellschaft finanziert und geschaffen wurde, inaktiviert, wie es auch im Ausstieg aus der Lausitzer Braunkohle bis 2038 geplant ist. Es ist nur zu hoffen, dass die zur Zeit noch betriebenen Kraftwerksblöcke im KW Bx nicht das gleiche "Schicksal" ereilt, wie die Anfang der 90-iger Jahre stillgelegten 12 mal 210 MW - Blöcke. Es wäre im Sinne der Nichtverschwendung von geschaffenen und natürlichen Ressourcen zu untersuchen, wie Teile der Infrastruktur des Kraftwerkes einer nutzbringenden Verwendung zugeführt werden oder die verbleibende Braunkohle nicht zu verbrennen, sondern zu veredeln. Unser Vorschlag, der Dual-Fluid-Reaktor - ein Beitrag zum Strukturwandel und zur Energiewende. wie im nachfolgenden "Projektsteckbrief" beschrieben, eröffnet die Möglichkeit, im KW Bx (und nicht nur im KW Bx)die vorhandenen Dampfkessel durch den DFR zu ersetzen - unter weitgehender Nutzung der vorhandenen Maschinentechnik. Die beim Reaktorbetrieb anfallende Hochtemperatur-Wärmeenergie könnte der Wasserstoffproduktion, der Braunkohleveredelung, der Produktion von synthetischen Kraftstoffen und weiteren chemischen Hochtemperaturtechnologien dienen.

Der DFR befindet sich in einem Forschungsablauf hin zur Industriereife. Für den Lausitzer Standort würde sich ein neues Kerntechnisches Forschungs-und Innovationszentrum, eine Belebung des Maschinen- und Anlagenbaues von globaler Bedeutung ergeben. Insgesamt würde der Charakter einer Energieregion auf der Basis einer umweltfreundlichen Energieerzeugung erhalten bleiben.

Informationen zum Dual-Fluid-Reaktor-Projekt des Instituts für Festkörper-Kernphysik Berlin erhalten Sie hier:

 

LERDA e.V. 12/2020

 

 

Dualfluidreaktor - Innovation nicht nur für die Region

Durch den Ausstieg aus der Braunkohle macht die Lausitz momentan einen Strukturwandel durch, der sich in einem breiten Rückgang industrieller Infrastruktur auch außerhalb des Kraftwerksbereichs bemerkbar machen wird.

Die Entwicklung und Markteinführung der hier vorgestellten Technologie brächte einen Schub für die industrielle Entwicklung der Region über die unmittelbare Anlagentechnik auch für den Export hinaus durch die Bereitstellung konkurrenzlos billiger Energie für weitere Industrieansiedlungen. Das Berliner Institut für Festkörper-Kernphysik (IFK) beschäftigt sich im Rahmen des Dual-Fluid-Reaktor-Projekts (DFR) derzeit mit neuartigen Konzepten zur nuklearen Abfallbehandlung inklusive dessen energetischer Nutzung.

In einer vom BMWi geförderten Vorstudie werden dazu gerade zusammen mit der TU München innovative Verarbeitungsmethoden untersucht. Im Ergebnis soll eine pyrochemische Verarbeitungseinheit (Pyrochemical Processing Unit, PPU) es ermöglichen durch präzise Trennung der Abfallkomponenten (Partitionierung), die Größe eines geologischen nuklearen Endlagers drastisch zu verringern. In einer zweiten Phase können die so abgetrennten hoch radiotoxischen Abfallkomponenten im DFR energetisch verwertet werden (Transmutation), so dass ein geologisches Endlager verzichtbar wird.

Das Alleinstellungsmerkmal eines solchen Müllverwertungskraftwerks ist seine außerordentlich hohe Energieeffizienz, die ~100 mal höher als bei Kohlekraftwerken ist, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Elektrizitätsproduktionskosten. Zusätzlich eröffnen sich weitere industrielle Synergien, da der DFR als Hochtemperaturreaktor in der Lage ist, kostengünstig Wasserstoff bzw. Synthetikkraftstoffe (bspw. auch aus Braunkohle) herzustellen.

Beginnend mit dem Bau einer PPU bietet sich hier die Möglichkeit zur Entwicklung einer weltweit einmaligen Anlage für eine saubere und wirklich nachhaltige Lösung des nuklearen Abfallproblems, alternativ zur Langzeitlagerung in geologischen Formationen, wie es momentan in Deutschland geplant ist. Perspektivisch bietet der DFR die Möglichkeit einer regenerativen Vollenergieversorgung durch die Nutzung der über geologische Zeiträume unerschöpflichen Resource Thorium.

Projektsteckbrief